Familienstreitigkeiten sind belastend – nicht nur für die beteiligten Erwachsenen, sondern vor allem für die Kinder. Wenn sich Eltern trennen oder in einen erbitterten Sorgerechtsstreit geraten, geraten Kinder oft in ein emotionales Spannungsfeld. In solchen Situationen muss das Familiengericht entscheiden, was das Beste für das Kind ist. Doch was bedeutet das eigentlich, wenn Juristen vom Kindeswohl sprechen? Und wie werden Entscheidungen getroffen, die das Leben von Familien so tiefgreifend verändern können?
Das Wichtigste: Kurz & knapp
Kernaussagen des Artikels in Kürze:
- Familienstreitigkeiten belasten Kinder: Kinder leiden besonders unter elterlichen Konflikten und Trennungen. Ihr Wohl muss oberste Priorität haben.
- Kindeswohl ist das Wichtigste im Familienrecht: Gerichtsentscheidungen im Familienrecht (Sorgerecht, Umgang etc.) müssen sich ausschließlich am Kindeswohl orientieren.
- Fall OLG Frankfurt zeigt: Das OLG Frankfurt hat entschieden, dass das Kindeswohl falsch eingeschätzt wurde, als Kinder in einer Wochengruppe untergebracht wurden.
- Fremdunterbringung nur als letztes Mittel: Eingriffe in das Familienleben, wie die Herausnahme von Kindern, müssen verhältnismäßig sein und sind nur in äußersten Notfällen gerechtfertigt.
- Keine Bestrafung von Eltern im Sorgerecht: Sorgerechtsentscheidungen dürfen nicht dazu dienen, einen Elternteil für sein Verhalten zu bestrafen. Es geht allein um das Wohl des Kindes.
- Entwurzelung schadet Kindern: Das OLG betonte die negativen Folgen der Herausnahme der Kinder aus ihrem gewohnten Umfeld (Zuhause, Mutter, Freunde, Schule).
- Empirische Belege fehlen für Nutzen von Fremdunterbringung in solchen Fällen: Es gibt keine Beweise, dass die Herausnahme aus dem Haushalt eines „manipulierenden“ Elternteils immer positiv ist.
- Rechte betroffener Eltern: Eltern können sich auf das Kindeswohl berufen und unverhältnismäßige Maßnahmen anfechten. Rechtliche Beratung ist wichtig.
- Jugendämter und Gerichte müssen Kindeswohl genau prüfen: Eingriffe müssen gut begründet sein und die konkreten Auswirkungen auf das Kind berücksichtigen.
- Fazit: Kind steht im Mittelpunkt: Bei allen Entscheidungen in Familienstreitigkeiten muss das Wohl des Kindes immer an erster Stelle stehen.
Wenn Eltern streiten, leiden die Kinder: Warum das Kindeswohl im Familienrecht oberste Priorität hat
Ein aktueller Fall des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt am Main rückt diese Fragen in den Fokus. Das Gericht hat in einer Entscheidung vom 29. Januar 2025 (Az. 1 UF 186/24) klargestellt, dass bei allen Maßnahmen im Kindschaftsrecht – also dem Teil des Familienrechts, der sich speziell mit Kindern befasst – das Kindeswohl oberste Priorität hat. Mehr noch: Das Gericht betonte, dass kinderschutzrechtliche Maßnahmen nicht dazu dienen dürfen, einen Elternteil für sein Verhalten zu bestrafen. Diese Entscheidung ist nicht nur für Juristen von Bedeutung, sondern für alle Eltern, Großeltern und Bezugspersonen, die sich in einem familiengerichtlichen Verfahren wiederfinden könnten. Denn sie zeigt, dass das Rechtssystem den Schutz und das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt stellt – auch und gerade dann, wenn die Erwachsenen in Konflikte verstrickt sind. In diesem Artikel wollen wir uns diesen wichtigen Beschluss des OLG Frankfurt genauer ansehen und für juristische Laien verständlich aufarbeiten….