Ein fataler Überholvorgang auf einer dunklen Landstraße wurde einem jungen Leben zum Verhängnis. Aus purer Ungeduld und trotz erkennbaren Gegenverkehrs setzte ein 63-jähriger Autofahrer zu einem riskanten Manöver an. Was als eilige Fahrt zur Arbeit begann, endete mit einer frontalen Kollision und einer folgenschweren Entscheidung des Landgerichts. Zum vorliegenden Urteil Az.: 7 NBs 401 Js 11020/22 | | Kontakt
Das Wichtigste in Kürze
- Gericht: LG Landshut
- Datum: 24.01.2024
- Aktenzeichen: 7 NBs 401 Js 11020/22 (2)
- Verfahrensart: Strafverfahren (Berufung)
- Rechtsbereiche: Strafrecht, Verkehrsrecht
Beteiligte Parteien:
- Beklagte: Der Angeklagte, ein 63-jähriger Einkaufsleiter, der gegen seine erstinstanzliche Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs Berufung eingelegt hatte.
Worum ging es in dem Fall?
- Sachverhalt: Ein 63-jähriger Autofahrer überholte nachts auf einer Bundesstraße, obwohl die Sicht durch Dunkelheit und Straßenverlauf eingeschränkt war und Gegenverkehr nahte. Er scherte nicht rechtzeitig wieder ein und kollidierte frontal mit einem entgegenkommenden Pkw, dessen 23-jähriger Fahrer an der Unfallstelle verstarb.
- Kern des Rechtsstreits: Es ging darum, ob die erstinstanzliche Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs zu einer unbedingten Freiheitsstrafe und Fahrerlaubnisentzug korrekt war. Insbesondere wurde geprüft, ob das Überholmanöver des Beklagten den tödlichen Unfall vorhersehbar und vermeidbar machte.
Was wurde entschieden?
- Entscheidung: Das Gericht bestätigte im Wesentlichen das Urteil der Vorinstanz. Die Berufungen des Beklagten und der Staatsanwaltschaft wurden zurückgewiesen, jedoch die Sperrfrist für die Neuerteilung der Fahrerlaubnis für den Beklagten von ursprünglich zwei Jahren auf ein Jahr und zwei Monate reduziert.
- Begründung: Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Beklagte grob und Rücksichtslos gegen Verkehrsregeln verstieß, indem er ohne ausreichende Sicht und trotz nahendem Gegenverkehr überholte. Der tödliche Unfall war für ihn vorhersehbar und vermeidbar. Die Freiheitsstrafe wurde wegen der hohen Schuld des Beklagten als angemessen erachtet, obwohl mildernde Umstände vorlagen.
- Folgen: Der Beklagte wurde zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Ihm wurde die Fahrerlaubnis entzogen und eine Sperrfrist von einem Jahr und zwei Monaten für eine Neuerteilung festgesetzt. Zudem muss er die Kosten seiner Berufung und die Auslagen der Nebenklägerin tragen.
Der Fall vor Gericht
Tödlicher Überholvorgang: Warum ein Autofahrer trotz guter Sozialprognose ins Gefängnis muss
Jeder Autofahrer kennt die Situation: Man fährt auf einer Landstraße, vor einem eine Kolonne langsamerer Fahrzeuge, und die Ungeduld wächst. Die Versuchung, zu einem Überholmanöver anzusetzen, ist groß. Doch was passiert, wenn eine solche Entscheidung katastrophale Folgen hat? Das Landgericht Landshut musste genau über einen solchen Fall urteilen, bei dem ein Überholvorgang zum Tod eines jungen Mannes führte. Das Gericht stand vor der schwierigen Frage, wie eine Tat zu bestrafen ist, die aus einem Moment der Ungeduld und des Leichtsinns entstand, aber ein Leben auslöschte.
Was geschah in der Nacht des 30. März 2022?
An einem frühen Morgen, gegen 06:05 Uhr, war ein 63-jähriger Einkaufsleiter mit seinem neuen Elektroauto auf dem Weg zur Arbeit….